Vorwärts kommen


Ich bin gerne und viel unterwegs. Beruflich, auf Städtereisen oder am Wochenende ein Ausflug in die Natur. Als ich noch Google Location Tracking nutzte, waren das oft mehrere zehntausend Kilometer pro Jahr. Über die Jahre habe ich meine Mobilität optimiert und dabei werde ich immer überzeugter: ohne Auto macht Mobilität mehr Spass. Hier meine Überlegungen dazu.

Mein Grundsatz

Ich wähle immer das Fortbewegungsmittel, das mir am meisten Freude macht.

Dieser Leitsatz steht im Zentrum meiner Mobilität. Es geht nicht darum kein Auto zu haben. Es geht darum, ein besseres Leben zu leben. Wäre ein Leben mit Auto besser, würde ich Morgen schon eines kaufen.

Wie das funktioniert

Im Zentrum meiner Mobilität steht das Velo. Was nicht weiter als fünf bis zehn Kilometer ist, erledige ich damit. Das ist aber keine Regel. Wenn es regnet und kalt ist, nehme ich auch ein Auto um ein Päckli abzuholen. Ähnlich verhält es sich mit dem Zug. Für längere Distanzen ist das zwar mein liebstes Fortbewegungsmittel. Ist die Verbindung schlecht, nehnme ich aber auch gerne ein Auto.

Was das kostet

Ein Auto hat enorm hohe Fixkosten. Eine einzelne Fahrt kostet danach nur noch Treibstoff und ein wenig Verschleis. Ohne Auto kostet jede Reise. Entweder in Form von Fahrkarten oder Mietkosten für ein Auto. Ein Wochenende wegfahren mit einem Auto kann so schnell zweihundert Euro kosten.

Bei jeder Faht erneut zu überlegen, ob die Miete oder Fahrkarte das Geld wert ist, macht keine Freude. Deshalb haben wir für unseren Haushalt ein Mobilitätsbudget definiert. Das Budget entspricht den jährlichen Kosten für zehntausend Kilometer mit einem achtjährigen Volkswagen Golf. Diese Jahreskosten berechnen wir mit Hilfe der ANWB. Für 2023 ist unser Budget viertausendfünfhundert Euro.

Ziel ist es die Haushaltsausgaben für Mobilität unter diesem Wert zu halten. Ohne Rücksicht auf die Kosten einzelner Fahrten zu nehmen. Fokus bei der Wahl des Verkehrsmittels der Komfort. Ist der Zug voll, fahren wir Erste Klasse. Beim Carsharing fahre ich gerne den teuren Volkswagen ID.3 an Stelle eines günstigeren Renault Zoe.

Ende Jahr rechnen wir die Kosten für Fahrkarten und Car Sharing zusammen. Ein Haushaltstotal der Moblitätskosten. Wir nutzen das Auto privat (ohne Arbeitsweg) etwa zwei bis dreimal im Monat, etwa gleich oft – zwei bis drei mal – nutzen wir den Zug innerhalb der Niederlande. Dazu kommen fünf bis sieben längere Reisen pro Jahr. Für Urlaub oder um in der Schweiz zu sein. Gegenüber einem eigenen Auto sparen wir etwa tausend bis zweitausend Euro.

Nicht berücksichtigt in dieser Rechnung ist das freie Kapital, das wir ohne Auto haben. Das sind bei einem achtjährigen VW Golf etwa fünfzehntausend Euro, die wir frei investieren können.

Täglich zur Arbeit

Ich arbeite und wohne in Amsterdam. Mein Arbeitsweg ist mit dem Velo. Das geniesse ich sehr. Nienke hat einen weiteren Arbeitsweg. Sie mietet dafür jeweils ein Car-Sharing Auto. Etwa zwei bis dreimal die Woche. Wie in der Niederlande üblich, übernimmt ihr Arbeitgeber diese Kosten.

Am Wochenende raus fahren

Falls wir weg fahren, machen wir das meistens mit dem Zug. Falls das nicht bequem ist, mieten wir ein Auto. Für kurze Wochenendausflüge mieten wir etwa zwei bis dreimal pro Monat ein Auto. Für längere fahrten zwei bis dreimal pro Jahr.

In den Urlaub

Um im Urlaub weg zu fahren haben wir in den letzten drei Jahren einmal das Velo, einmal eine Fähre und meistens den Zug genommen. Einmal haben wir ein Auto gemietet. Damals war Car-Sharing für Langstrecken noch zu teuer. Also waren wir bei der Autovermietung um die Ecke.

So gerne ich Zug fahre. Zwei Herausforderungen habe ich bisher nicht gut gelöst bekommen. Erstens fahre ich für den Urlaub gerne auf’s Land und Züge halten nicht in abgelegenen Dörfern und Hütten. Zweitens habe ich gerne Material für Sport dabei. Ich habe mir gute grosse Koffer und einen faltbaren Gepäckanhänger, einen Burley Travoy, für mein Velo gekauft. Darauf hat auch eine Skiausrüstung Platz. Damit kommt man angenehm vorwärts, zumindest wenn man mit dem Velo rollt. Aber Züge sind nicht darauf ausgelegt, dass Menschen mit Faltrad und einem Anhänger voll Material ankommen. Der Anhänger passt nur knapp durch den Mittelgang der meisten Züge und es braucht viel Kraft Faltrad und Anhänger in den Zug tragen und im Zug zu verstauen.

Manchmal entschärfte ich das Gepäckproblem mit der Post. Brauche ich unterschiedliche Kleider während der Reise, zum Beispiel zum Wandern und für ein Fest, dann schicke ich die schönen Kleider nach dem Fest mit der Post zurück. Eine richtige komfortable Lösung ist das aber auch nicht.

Am besten bewährt hat sich bei viel Gepäck ein grosser Koffer und ein Verzicht auf das Faltrad. Die letzten Kilomter überbrücke ich dann am Ziel mit ÖV, Taxi oder Hilfe von Freunden. Auch nicht die perfekt, aber eine Lösung.

Die letzten Kilometer

Ob kurze oder lange Reisen: meistens liegt das Ziel nicht direkt am Bahnhof. Ich habe mir deshalb ein Brompton Faltrad gekauft. Angekommen am Bahnhof packe ich es aus und radle zum Ziel. Für kürzere Ausflüge und Geschäftsreisen funktioniert das super. Meinen Handgepäckkoffer befestige ich jeweils mit einem Spannset auf dem Gepäckträger.

Dinge transportieren

In Amsterdam haben viele Leute kein Auto. Entesprechend gibt es wenige Läden, die alltägliche Dinge in grossen Mengen verkaufen. Ich weiss zum Beispiel nicht, wo ich hier Bier in Kisten finden würde. Gibt es trotzdem Etwas zu transportieren, tue ich das irgendwie auf dem Velo. Oder mit einem Lastenrad. In Amsterdam miete ich das mit Cargoroo in Zürich mit Carvelo.

Die vielen Abos

Ohne das passende Abo ist Zugfahren und Carsharing teuer. Ich besitze aktuell ein Weekend Vrij Abo in der Niederlande. Damit fahre ich gratis Zug am Wochenende. Für die Schweiz habe ich ein Halbtax. Für diese Länder lohnt sich das Abo sicher. In Frankreich und durch Deutschland fahre ich auch ab und zu. So stellt sich bei jeder längeren Reise wieder die Frage, ob sich ein Abo lohnen würde. Die macht dann jede Buchung erneut kompliziert.

Für Carsharing habe ich die Abofrage vereinfacht. Ich habe in die Carsharing-Firmen investiert. In der Schweiz bin ich Genossenschafter von Moblity. Damit entfallen die jährlichen Abokosten. In der Niederlande habe Unternehmensanleihen von MyWheels gekauft. Die Zinsen bezahlen die jährlichen Abokosten.

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