Büroklötze in Brüssel

Die Europäische Union in Brüssel zu erleben ist gar nicht so einfach. Zwar informiert das Europäische Parlament ausführlich über die verschiedenen Informationsmöglichkeiten für Bürger. In den zahlreichen Sprachen der Union. Doch wie es sich für eine Bürokratie gehört, sind viele Angebote nur zu Bürozeiten verfügbar. Geführte Touren im Europaquartier gibt es aus irgendeinem Grund 2023 gar nicht. So fahren wir mit dem Velo zum Luxemburgplein. Vor uns das mächtige Gebäude des Europäischen Parlaments.

Wir nähern uns den kalten Büro-Glasklötzen und entdecken das Parlamentarium. Das Museum des Europäischen Parlaments. Ohne zu wissen, was uns erwartet, treten wir ein. An den Wänden sind chronologisch gereiht Bilder der europäischen Geschichte. Weltkriege, Bürgerkriege, Dikaturen. Viel Schreckliches. Zeitlich passend zu den Bildern an der Wand liegen in der Raummitte auf einem langen Glastisch eine lange Reihe von Europäischen Verträgen.

Je weiter die Reise in der Zeit fort schreitet, desto freudiger werden die Bilder an der Wand. Revolution in Portugal, Demokratie in Spanien, Fall der Mauer. In der Mitte liegen nicht mehr technische Handelsabkommen, sondern Verträge die unser Leben prägen. Maastricht zur Stärkung der EU-Demokratie, Schengen für die Freiheit der Niederlassung, der Euro-Beschluss. Wir vergessen die Zeit. Zu spannend ist die Erzählung des Museums.

Nach mehr als zwei Stunden verlassen wir das Museum. Dankbar für die Jahrzehnte von Arbeit und Kompromissen die mir heute erlauben als Schweizer in der Niederlande zu arbeiten und ohne Grenzen zu reisen. Da der Pathos noch ein wenig Anhält, besuchen wir neben dem Parlament auch noch den Europäischen Rat und die Europäische Komission. Museen gibt es dort keine. Nur langweilige Büroklötze. Die bringen meinen Europa-Enthusiasmus wieder zurück auf den Boden. Weiter geht’s zu der vergnüglicheren Seite Brüssels: Bier und frittiertes Essen.

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