Zürich ist keine Stadt für Sightseeing. Denkmäler gibt es mangels Denkern und Kriegern wenige und für eindrückliche Bauten fehlte es der Stadt in ihrer Geschichte an autoritären Königen und Präsidenten. So reisen die Zürcher gerne in die Welt um Fotos von hohen Aussichtstürmen, Riesenrädern oder Palästen zu machen. In der Corona-Zeit ist dies keine Option.
Doch mit ein bisschen Recherche findet man auch in Zürich Touristenattraktionen. Zum Beispiel der Ursprungsort des Birchermüeslis. Im Sanatorium „Lebendige Kraft“ servierte der Arzt Bircher-Brenner das erste mal das Früchte-Getreide-Milch-Mus. Von dort trat die Speise als Müesli Reise in die Welt an. Und mit ihr der Schweizer Diminutiv -li.
Als Touristenattraktion ist das Bircher’s Sanatorium genau so langweilig wie man es von einer Wirkungsstätte eines Rohkost-Diät-Arztes erwarten kann. Zwar gibt es eine zum verweilen einladende Terrasse im ehemaligen Sanatorium. Ein Original-Müesli für Touristen und Passanten wird dort aber nicht serviert. Die Tische mit Ausblick auf See und Alpen sind Mitarbeitern der Zürcher Versicherung vorenthalten. Das Unternehmen hat die Anlage in den 90er-Jahren gekauft und betreibt dort eine Ausbildungsstätte Zurich Development Center. Was Bircher an Ehre Zuteil wird ist ein bescheidener Gedenkstein im gepflegten Garten. Und bestimmt auch ein Platz im „international breakfast buffet“ seiner ehemaligen Wirkungsstätte. Denn in einem anständig geführten Hotel wird am Morgen Bircher’s Müesli serviert. Rund um die Welt. Auch im Zurich Development Center .