Die Rückreise von Tawang nach Assam dauert rund zwei Tage. Am ersten Tag fahren wir mit dem Sumo-Taxi (Sammeltaxi) nach Bomdila. Dort wartet unser Gepäck auf uns. All die zurück gelassenen Dingen scheinen nach einer Woche im Zelt völlig unnütz.
Am nächsten Tag fahren wir weiter zur Sapoi Tea Farm in Dhekiajuli. Standen beim Makaibari Garten in Darjeeling nachhaltiges Arbeiten mit Ressourcen und Menschen im Zentrum, geht es hier um Masse. Der Besitzer Kashev nimmt sich ausführlich Zeit uns Teile seiner riesigen Farm zu zeigen und erklärt uns sein Geschäftsmodell. Kern der Farm-Economics sind massenhaft Arbeiter, die zu gesetzlichen Minimallöhnen angestellt sind. Investitionen in Ausbildung, Software oder Maschinen gibt es kaum.
Immer wieder zitiert Kashev während der Tour Arbeiter zu sich. Sie rapportieren aktuelle Zahlen und Vorkomnisse. Kashev gibt Anweisungen. Wir fühlen uns zurück versetzt in die Zeiten des British Raj als die indischen Arbeiter den Herren aus Europa Rechenschaft ablegen mussten. Nur ist inzwischen der Herr selbst ein Inder.
Dabei trägt er mit knapp dreissig Jahren eine enorme Verantwortung. Über dreitausend Leute arbeiten auf seiner Farm. Dabei ist er nicht nur zuständig für deren Löhne. Die Arbeiter leben in auf seinem Land. So ist Kashev nicht nur Arbeitgeber, sondern Gemeindepräsident ex officio für etwa ein Dutzend Dörfer. Krankenstationen, Schulen, Tempel und Strassen gehen auf seine Kosten. Freie Hand hat er dabei nicht. Gesetze und Gesamtarbeitsverträge setzen seinem Handeln viele Grenzen.
Beim Verlassen der Farm bleibt ein gemischtes Gefühl. Sowohl Farmer als auch Arbeiter können mit dem Modell wie Teefarmen in Indien bewirtschaftet sind nicht zufrieden sein. Aber neue Modelle sind schwierig zu entwickeln. Die gegenseitige Abhängigkeit zu etabliert.
Zu Kaufen gibt’s Sapoi-Tee übrigens auch in Europa. Zum Beispiel als Teil der English Breakfast Mischung von Tetley.
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