Ein ungewollter Reim. Aber so gestaltete sich unser letztes
Wochenende. Zunächst war einmal „socializing“ angesagt, unser Mitbewohner lud
zum englischen Leibgericht ein, dem berühmt und zu Unrecht berüchtigten Shepherd’s
Pie. So zogen wir gemeinsam in die Stadt und kauften das ein, was die Engländer
in jedem Essen lieben: Kartoffeln, Cheddar Cheese und Beaf. Dass daraus aber so
etwas Feines werden würde, hätten wir wirklich nicht gedacht. Aber Eines nach
dem Anderen.
Der Tesco-Gurkenglas-Unfall
Zunächst machten wir Bekanntschaft mit den Self-Check-Out
Automaten im Supermarkt Tesco. Unglaubliche Dinger, in die man seine Einkäufe
einscannen kann und dann direkt bezahlen muss, ohne an der Kasse anzustehen. Leider
wollte der Scanner aber nicht so recht und strapazierte damit Benedikts Gedult
derartig, dass er, wie in so manch Amerikanischer Serie, das Unding einfach als „bullshit“ beschipfte und dabei auch noch eines der frisch eingekauften
Kurkengläser laut klirrend und spritzend zu Fall brachte. Das gefiel dem distinguierten
Englischen Ladenpersonal aber gar nicht, und so ermahnte ein junger Mitarbeiten
in höchst korrekten und freundlichem Ton: „Mind your language, Sir“. Und erst als der
Technik-Zorn versiegten und Benedikt wie ein artiger Schüler den Satz ohne
Fluchwort wiederholte, zeigte er sich gewillt uns zu helfen.
Und just in diesem Moment passierte der zweite Fauxpas. Ich
versuchte die Quelle des übels zu erklären, nämlich einer dieser runden
Brötchen namens Bagel. Leider kannte ich diese Dinger selbst nur sporadisch und
wandte daher die falsche Aussprache an. Nämlich die des Beagles, einer Hunderasse.
Herrlich! Aber wieder zeigte der junge Herr höchste Beherrschung, verzog keine
Miene als ich ihm erzählte, dass der Scanner den „Hund“ nicht erkenne. Ach, die
Briten sind so wohlerzogen, und wir haben uns leider von unserer trampeligsten
Seite gezeigt.
Ein Abend mit viel Lachen und ein verschlafener Nachmittag
in Rye
Doch wir konnten die missglückte interkulturelle Kommunikation
am Abend wieder wettmachen: Kochen mit Freunden, leckeres britisches Essen, und
lustigste Gespräche bis wir mit Bauchmuskelkater und kugelrunden Bäuchen ins
Bett fielen. So langsam lernen wir einige Canterburianer kennen und lernen das
britische Leben richtig zu schätzen.
Nichtsdestotrotz zogen wir am nächsten
Morgen (mit der gefühlt geklauten Stunde Zeitumstellung) wieder weiter auf
Entdeckungsreise. Dieses Mal hat es uns in das kleine Dörfchen Rye verschlagen,
ein ehemaliges Schmugglernest mit wunderschönen Gassen, uraltem Steinpflaster,
wunderbaren Pubs und Teestuben und vielen keinen Antiquitätenläden. Die Stadt
war im 11 Jhd. noch am Meer gelegen und
daher ein strategisch wichtiger Punkt für Schmuggler. So kam das kleine Rye zu
unerwartetem Reichtum und konnte sich einige schöne Häuser, eine kleine Burg
und eine schöne Kirche leisten. Irgendwann ging das Meer zurück und auch das
Schmuggeln kam, durch strenge Kontrollen, aus der Mode. So verarmten die
Einwohner Ryes etwas und haben bis heute nicht mehr viel Neues gebaut.
Dadurch ist es noch so schön wie früher. Und falls irgendjemand von Euch einmal
in Rye landen sollte, unbedingt einen High Tea trinken/essen in „the Cobbles
Tearoom“. Ein schrullig aber gemütlicher Ort mit selbst geklöppelten
Spitzentischdecken an dem die Hausdame frischen Toast, Scons und Kuchen
serviert, alles mit einer grooooooooooossen Kanne Tee mit Milch!
Anmerkung 2013: Geschrieben von Sarah
