Als Kaffeesüchtiger im Teeland

Kettle & French Press

Nicht ganz so edel wie in anderen Haushalten: French Press und Kettle in unserer WG.

Grossbritannien hat mir eine traurige Wahrheit vor Augen geführt: Ich bin kaffeesüchtig. Wenn ich Morgens nicht eine Tasse braune, wohlriechende Koffeinbrühe in mich reinschütte, schlaf ich nach einer halben Stunde Schule fast ein.

Ich habe beschlossen die Sucht nicht zu überwinden, sondern einfach morgens wieder eine Tasse Kaffee zu trinken, damit ich in der Schule fit bin. Dieser Plan umzusetzen, stellte sich als schwieriger heraus, als erwartet.

Doch Grossbritannien ist ein Teeland. Dazu gibt es einige Anekdoten. Das Foto von der Teesammlung in unserer Küche kennt ihr schon. Als ich kürzlich in einem Tea Room einen Schwarztee bestellte, schaute mich die Bedienung verduzt an, da ich keine Sorte nannte. Seither bestelle ich immer Earl Grey, da ich Darjeeling noch nicht aussprechen kann.

Es ist nicht so, dass Briten keinen Kaffee trinken würden. Es gibt nicht weniger Kaffeehäuser als bei uns und meine Lehrer und Mitbewohner schätzen den morgendlichen Koffeinkick genau so wie ich. In Cafés ist der Kaffee auch ziemlich gut, nur mit dem Kaffee den die Briten selbst zubereiten kann ich mich nicht anfreunden. Während man bei Tee auf Qualität und Brühart achtet, leistet sich Sarah’s Büro und meine Schule nicht mal anständigen löslichen Kaffee. 

Mit gefriergetrockneten Kaffee wollte ich meine Morgenmüdigkeit nicht überwinden und hab mich deshalb auf die Suche nach einer Espressokanne gemacht. Ohne Erfolg. Aber meine Suche war nicht ganz zwecklos: Ich habe mein Verständnis für die britische Kultur vertieft. In Schweizer Küchen stehen oft Kaffeemaschinen, deren Zweck viel mehr Statussymbol als Getränkeherstellung ist. Das britische Equivalent dazu ist der kettle (Wasserkocher) um Teewasser schnell zuzubereiten. Ein anständiges Warenhaus hat mindestens zwanzig davon im Sortiment. Obwohl die günstigsten nur vier Pfund kosten, gibt es Modelle für weit über hundert quid.

Und während meinen Recherchen bin ich schliesslich auch auf ein günstigs Gerät gestossen, mit dem die Briten Zuhause Kaffee aus echtem Pulver herstellen. Die French Press (siehe Bild). Damit habe ich zwar mein Koffeinproblem lösen können, aber einen richtig feinen Espresso am Morgen vermisse ich noch immer.

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